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Kultur im „Mäusebunker“ -Wie nutzbar ist ein ehemaliges Tierlaboratorium?


Der Mäusebunker Foto:Felix Torkar

Johann König und Arno Brandlhuber sind ein gutes Team! Dies zeigte sich bereits bei der Sanierung und Umnutzung der St. Agnes-Kirche in Berlin-Kreuzberg, in der Johann König seit 2017 sehr erfolgreich seine Kunstgalerie betreibt und die dazugehörigen Räume und Bauten zu Unterrichtsräumen und Büros genutzt werden. Der diszipinübergreifende Kreativstandort, den das Architekturbüro Brandlhuber umgebaut hat, ist ausgesprochen gefragt, das Gebäude bereits 2016 und 2018 mit Architektur-Preisen ausgezeichnet.

Jetzt setzt sich das Duo für den Erhalt der Brutalismus-Ikone „Mäusebunker“ ein. Ihre Idee: Sie möchten das ehemalige Tierlaboratorium der Freien Universität sowie das Institut für Hygiene und Umwelt kaufen und zu d e m Kulturzentrum von Berlin umbauen. Mit einem offenen Brief („Lasst uns übernehmen – Wir nutzen um“) haben König und Brandlhuber ihre Idee des kulturellen Zentrums bereits dem Charité-Vorstand, dem Berliner Kultursenator sowie dem Regierenden Bürgermeister vorgeschlagen. Sie stellen sich einen Treffpunkt aus Kunst, Kultur und Wissenschaft mit Ausstellungsflächen, Ateliers, Start-up-Büros, aber auch Räumen für die Universitäten vor.

Die beiden Bestandsbauten auf dem Gelände des Benjamin Franklin Campus in Berlin Steglitz, gebaut in den 1960er / 70er Jahren von den ArchitektInnen Magdalena und Gerd Hänska (Zentrale Tierlaboratorien) sowie Hermann Fehling und Daniel Gogel (Institut für Hygiene und Mikrobiologie), gelten als Ikonen des Brutalismus und der Nachkriegsmoderne, aber auch als Zeugnisse der Berliner Wissenschaftsgeschichte. Bekannte Architekten wie Frank Barkow oder Kristin Feireiss setzen sich bereits für den Erhalt der Bauten ein. Über eine Online-Petition wurden (Stand 06.08.2020) schon knapp 7.000 Unterschriften gesammelt.

Hygieneinstitut Foto: Gunnar Klack

Die Charité hält eine sinnvolle Nutzung des „Mäusebunkers“ auf Grund der Schadstoffbelastung, der nicht natürlichen Belüftung und der radikalen Bunkerarchitektur allerdings für nahezu unmöglich. Eine Untersuchung des Landesdenkmalamtes hingegen bestätigt inzwischen die Denkmalwürdigkeit beider Gebäude. Das deutlich elegantere Hygiene-Institut hat es auf Grund der baulichen Voraussetzungen etwas leichter und soll auch nach Angaben der Charité definitiv nicht beseitigt, allerdings auch nicht abgegeben werden.

Laut Presseabteilung der Charité hat diese für 2020 einen internationalen Ideenworkshop für den Campus mit der Vision eines „einzigartigen, medizinischen, translationalen und biotechnologischen Campus“ initiiert.

Noch sind die Gespräche in vollem Gange. Die Senatsverwaltung für Kultur und Europa und das Landesdenkmalamt Berlin sind im engen Austausch mit der Senatsverwaltung für Wissenschaft und Forschung sowie der Charité. Die Bemühungen der Architektur-Fachwelt scheinen zumindest insofern Früchte zu tragen, dass ein unreflektierter Abriss der Bauten vom Tisch ist.

Aber – für alle Fälle: Hier geht es zur Petition: https://www.change.org/p/michael-m%C3%BCller-rettet-den-m%C3%A4usebunker-und-das-ehemalige-institut-f%C3%BCr-hygiene-und-mikrobiologie

Und hier gibt es weitere Informationen zum Mäusebunker: http://mäusebunker.de/




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